Digility 2017 in Köln – Ein Erfahrungsbericht
Warum die Digility unseren Blick auf Messen verändert hat und uns motiviert den Bereich VR und AR noch stärker in den Fokus zu nehmen.
Ich mag keine Messen. Auf Messen wie der CeBit sind wir in der Vergangenheit in allen möglichen Konstellationen aufgeschlagen: Mit eigenem Stand und Messebau, mit einem Partnerstand, als Mitaussteller bei großen Herstellern: Die Streuverluste bei den Kontakten sind einfach zu groß. Und die eigenen Kunden kann man besser auf eigenen fachspezifischen Veranstaltungen treffen. Außerdem gibt es aus meiner Erfahrung kein Mit-, sondern nur ein Gegeneinander der Austeller.
Was für eine völlig andersartige Erfahrung auf der Digility 2017 in Köln!
Wir sind recht kurzfristig über die Community (Dank an den EDFVR, speziell Christian Steiner) als Austeller und Sponsor des Hackathon auf die Digility gekommen. Mit allen Beteiligten sofort per Du konnte man mit dem Organisationsteam der Koelnmesse persönlich auch die kleinsten Details besprechen und wurde sofort herzlich in die Familie aufgenommen. Die Organisation durch die Koelnmesse verlief trotz der Agilität und der Kurzfristigkeit wie am Schnürchen und unsere Anforderungen an den Stand wurden perfekt berücksichtigt. Auf- und Abbau verliefen einwandfrei. Unabhängig von der Messe war ich einmal mehr erstaunt, wie kurzfristig und günstig man mittlerweile „Selbstaufbaumessestände“ gedruckt und geliefert bekommt…
Der Hackathon
Der Hackathon wurde von einem internationalen und erfahrenen Team geleitet. Audi hat sich hier mit besonders vielen Mitarbeitern eingebracht.
Beim abendlichen Hackathon-Meeting des Organisationsteams wurden mir zwei Dinge klar:
- Diese Branche ist jung. Der leitende Organisator des Hackathon ist halb so alt wie ich. Im Team kaum jemand über Dreißig. Wahnsinn.
- Internationalität: Man spricht Englisch. Das Thema ist grenzenlos und auf natürliche Weise international verbindender als ich es zunächst angenommen hatte.
Die Energie dieses Orga-Teams passte letztlich auch perfekt zu den eigentlichen Hackern, die ihre anspruchsvollen Aufgaben erstaunlich gut gelöst und wie nichts Projekte entwickelt haben, die jedes für sich einen Pressebericht wert wäre. Nordrhein-Westfalen bietet offenbar ein gutes Pflaster für Innovation und fähige Entwickler im VR/AR Bereich. Die verwendeten Software-Tools waren erwartungsgemäß Unity und die Unreal Engine. Als unterstützende Hardware wurde neben der gestellten Hardware (Vive Tracker, VR-Handschuhe u.a.) vom Holzschaukelpferd bis zum Raumtrenner alles verwendet, was nicht angeschraubt war, um für HoloLens, HTC Vive und Oculus Rift Erfahrungen zu realisieren.
Der Kongress
Das Programm des Kongresses sah auf dem Papier hervorragend aus, aber als Austeller hatten wir viel zu wenig Gelegenheit auch einmal rein zu schauen. Der Vortrag von dem spanischen Professor Mel Slater (Universitat de Barcelona) ordnete die Grade der Immersion noch einmal neu und zeigte, wie sehr sich auch unser Unterbewusstsein von der „Illusion VR“ einfangen lässt.
Die Ausstellung
Ein tolles Miteinander unter den Austellern. Man hilft sich, diskutiert viel miteinander. Auch wenn ich wohl nicht jede Dreifachsteckdose zurückbekommen werde. Die Synergien zwischen den Austellern waren nicht zu übersehen. In dieser Branche, deren emotionale Situation zwischen überschwänglich und euphorisch einzustufen ist, finden sich aktuell – zumindest auf der Digility – nur Menschen, die brennen. Die stereotypen zum Standdienst verdonnerten Außendienstmitarbeiter sucht man hier vergeblich. Stattdessen finden sich in den Hallen Glücksritter, Evangelisten und Entrepreneure, die vielleicht aktuell noch hier und da eher Visionen als Produkte verkaufen, die aber an ihren Ständen in der Lage waren die Vielzahl an Besuchern mitzunehmen und zu entzünden.
„Ich bin eigentlich hier um mich nach fertigen VR-Lösungen für unseren Konzern zu erkundigen“ sagte mir eine Dame eines großen Pharmakonzerns. Doch „Out-of-the-Box“ Produkte suchte man weitestgehend vergeblich. Zu individuell sind die einzelnen Anforderungen. Und wirklich marktreife und universelle Entwicklungsumgebungen für Simulation und Training in VR und AR lassen noch auf sich warten.
Was zunächst ernüchternd klingt, ist aber tatsächlich ein großer Glücksfall: Uneingeschränkt durch standardisierende Vorgaben konnten wir an unserem Stand die spannendsten Diskussionen führen!
Unser eigener Messeauftritt folgte auf der Digility dem alten Zitat „Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln!“ und wir haben die Weiterbildungen zu den wichtigsten Werkzeugen in der Produktionskette zu VR/AR Anwendungen beworben (Unity, Unreal, Maxon, Modo, Adobe…). Der Zuspruch war – sofern die Tools bekannt waren – unerwartet hoch. Obwohl die Digility ausdrücklich keine Verkaufsmesse ist, konnten wir doch das ein oder andere Training direkt verkaufen.
Unabhängig vom Trainingsgeschäft waren die Besucher sehr wissbegierig und schnell entstanden in Gesprächen ganze Geschäftsmodelle, die echtes Potential haben. Wir wünschen den vielen Gesprächspartnern den Mut und das innovative Feuer, den kreativen Prozess fortzuführen!
Ein Feuer, dass wir mit nach Hause genommen haben und uns bewiesen hat, dass wir auf dem richtigen Weg sind, unsere Aktivitäten in diesem Bereich weiter zu verstärken.
Danke an das INCAS Team, die Unterstützer vor Ort, an Tobias Hindges sowie Ralf Paulzen, der mit mir den Messestand behütet hat. An des EDFVR Team, dem die INCAS Training seit dem 1. Juli ebenfalls angehört. An Jan Spitzhorn und sein Digility-Team der Koelnmesse, sowie Johannes Start, Petr Legkov, Jens Angerer und Jan Pflüger vom Hackathon Team.
Bilder: ©Koelnmesse, ©EDFVR:sorkin, ©Ralf Paulzen, ©Stephan Otten
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