BlogUnreal Architecture Power Bootcamp: Ein Erfahrungsbericht vom Intensivtraining für Architekturvisualisierung

Unreal Architecture Power Bootcamp: Ein Erfahrungsbericht vom Intensivtraining für Architekturvisualisierung

Einleitung

Als langjähriger 3D Artist, hauptsächlich im Bereich der Architekturvisualisierung tätig, freue ich mich von meiner Erfahrung zum Unreal Architecture Power Bootcamp berichten zu dürfen. Ich hatte das Glück an dem einwöchigen Intensiv-Training teilnehmen zu können, der vom Epic zertifizierten Trainer Mahmoud Alkawadri geleitet wurde.

Warum Unreal Engine?

Aber zuerst möchte ich gerne mein Interesse an der Unreal Engine erklären. In meiner Arbeit als Architekturvisualisierer kommt es oft vor, dass noch bis zum Abgabetag unterschiedliche Varianten der Architekturentwürfe getestet werden sollen. Materialien und Geometrievarianten sollen ausgetauscht werden. Oft nur für interne Diskussionen. Mit klassischem Offline Rendering, was oft mit hohen Renderzeiten und Aufwand einhergeht, ist dies bei sehr knappen Deadlines schwer zu bewältigen.
Daher kam der Gedanke eine Echtzeit-Engine, wie die Unreal Engine einzusetzen, um Entwürfe schnell und mit vertretbarem Aufwand visualisieren zu können.

Sonnenstände, Lichtstimmungen, Materialien und Farben können sofort live in einem Meeting abgestimmt werden. Es ist nicht mehr notwendig im Anschluss mehrere Stunden oder Tage an der Umsetzung zu arbeiten, zu rendern und erst in der nächsten Feedbackrunde zu präsentieren. Ideen und Tests, die nicht in die richtige Richtung führen, können so schnell verworfen werden und müssen nicht unnötigerweise ausgearbeitet werden. Feine Nuancen können besser im Team oder mit einem Kunden abgestimmt werden. Die Erwartung ist also, dass der Einsatz einer Echtzeit-Engine einige Korrekturrunden und damit eine Menge Zeit einsparen kann.

Überblick über die Schulung

Die 5-tägige Intensivschulung beinhaltet eine breite Basis an wichtigen Grundlagen für den Umgang mit der Unreal Engine und Twinmotion. Alles, was man für seine ersten Architektur-Visualisierungsprojekte braucht, wird erklärt. Am Ende der Schulung ist man fähig seine Ideen in Unreal umzusetzen und Stills und Animationen herauszurendern.

Der erste Tag bestand aus einer Einführung in Twinmotion.
Twinmotion verwendet die Unreal Engine und ermöglicht es schnelle Echtzeitvisualisierungen und Animationen zu erstellen. Es ist ein kleines überschaubares Programm und leicht in der Anwendung. Für viele Tests und Konzeptrenderings ausreichend.
Sind die Grenzen von Twinmotion erreicht, kann man das gesamte Projekt nach Unreal portieren.

In den darauf folgenden 4 Tagen lernt man alles, was ein Architekturvisualisierer in Unreal braucht wie:

  • Unreal Bedienoberfläche
  • Modeling Tools
  • Vordbereitung und Import von CAD Daten
  • Geometrie Optimierung mit Nanite / LOD
  • Landschaften und Vegetation
  • Materialien in Unreal erstellen
  • Beleuchtung von Innen- und Außenszenen
  • Einstellungen für Lumen, Ray Tracing, Path Tracing
  • Post Processing
  • Animationserstellung in Unreal
  • Umgang mit Kamera Sequenzen
  • Blueprint Grundlagen

Am Ende des Kurses hat man Zeit ein eigenes Abschlussprojekt umzusetzen, um das Gelernte einzusetzen. Bei Fragen und Problemen steht der Trainer die ganze Zeit als Mentor zur Verfügung.

Erfahrungen während der Schulung

Das Unreal Engine Architecture Power Bootcamp Training findet online statt. Daher ist es empfehlenswert mindestens zwei Bildschirme zu haben. Auf dem einen läuft Zoom und man sieht die anderen Teilnehmer und den Trainer, der seinen Bildschirm teilt und so live die Schritte in Unreal zeigen kann. Auf dem anderen Bildschirm hat man über eine Remote-Verbindung Zugriff zum INCAS Trainingsrechner, auf dem alle benötigten Daten und die Software vorbereitet sind. Vor der Schulung bekommt man eine E-Mail, in der wichtigen Informationen stehen, so dass man alles in Ruhe einrichten und testen kann.

Während der Schulung gibt es sowohl kurze Theoriephasen, in denen Grundlagen-Themen wie z.B. Raytracing oder PBR-Materialien anhand von anschaulichen Folien erklärt werden, als auch Praxisphasen, in denen der Trainer etwas vorführt. Als Teilnehmer hat man dann im Anschluss immer wieder Zeit das Vorgeführte selber auszuprobieren und bei auftretenden Problemen zu fragen. Dieses Lernen hat sich bei mir als effektiv erwiesen, da Erklärtes direkt vorgeführt wird und im Anschluss auch selbst ausprobiert und getestet werden kann. So werden neue Themen besser verinnerlicht und im Gedächtnis behalten.
Während der ganzen Zeit gibt es immer die Möglichkeit nachzufragen oder besondere Wünsche zu äußern.

Praktische Anwendungen in der Architektur

Wie oben schon einmal genannt, ist die Live-Interaktion bei einem Meeting ein großer Vorteil der Unreal Engine im Architekturbereich. Ein konkretes Beispiel wäre zum Beispiel, eine Sonnenstudie, bei der die Auswirkung der Verschattung auf die Nachbargebäude überprüft werden soll. Dazu müssen Sonnenstände zu unterschiedlichen Tageszeiten und zu unterschiedlichen Jahreszeiten untersucht werden. Allein aus diesen Parametern ergeben sich eine große Anzahl von Kombinationen. In Unreal kann man die Sonne live bewegen und relativ schnell einen Sonnenlauf animieren und herausrendern.

Auch das Potential von Unreal den Content für VR zu verwenden ist nicht zu unterschätzen. So können Bauherren ein Bauprojekt mit Hilfe von VR-Brillen begehen, bevor es gebaut wurde. Im Interieur Design können unterschiedliche Wandfarben und Möblierungsvarianten präsentiert werden. Toll ist auch die Möglichkeit qualitativ hochwertige Animationen produzieren zu können, ohne eine Renderfarm zu haben.

Fazit

Das Training bietet eine solide Grundlage, um in der Unreal Engine die ersten Architektur-Visualisierungsprojekte umzusetzen. Das Training ist perfekt, Erfahrung mit der Engine zu sammeln um sich dann weiteren Themenbereichen wie VR, Konfiguratoren, Filmproduktion oder Gaming zu widmen. Entwickler können sich in Richtung Blueprints weiterentwickeln. Dieses Intensivtraining macht es einem einfach, sich in die Unreal Engine einzuarbeiten und das Funktionsprinzip zu verstehen.

Abschließend möchte ich mich beim Trainer und dem gesamten INCAS-Team für die Orga, das Know-How, die Hilfsbereitschaft und die Expertise bedanken.
Mein Abschluss Projekt war die Animation einer Szene mit einem Tiny Haus.

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